Opti 2020 - Alles kann, nichts muss

Wie jedes Jahr fing auch dieses Jahr für die Mitwirkenden und Studierenden der Augenoptik / Optischen Gerätetechnik mit der Präsenz auf der größten deutschen Fachmesse für Augenoptik, der "opti" in München, an. Vom 10.-12-01.2020 waren wir für die THB als eine von 600 Ausstellerinnen gleich mit zwei Ständen vertreten und haben so im 4. Jahr in Folge auf den Studiengang Augenoptik / Optische Gerätetechnik aufmerksam gemacht.

  • Beratung am Messestand der Augenoptik/Optische Gerätetechnik der TH Brandenburg auf der Opti 2020
  • Messestand der Augenoptik/Optische Gerätetechnik der TH Brandenburg auf der Opti 2020
  • Glücksrad am Messestand der Augenoptik/Optische Gerätetechnik der TH Brandenburg auf der Opti 2020
  • Giveaways am Messestand der Augenoptik / Optische Gerätetechnik der TH Brandenburg auf der Opti 2020 in München
  • Glücksrad am Messestand der Augenoptik/Optische Gerätetechnik der TH Brandenburg auf der Opti 2020

Es ist ein kleiner Adrenalinkick, als wir am Donnerstag endlich im ICE nach München sitzen. Die Reise vom beschaulichen Brandenburg bis in die Großstadt München ist gefühlt eben doch eine kleine Weltreise. Ab jetzt haben wir 5 Tage Großstadtgefühl inklusive Besuch der größten Augenoptiker-Messe in Deutschland vor uns. Die Opti, wie diese Messe liebevoll genannt wird, ist quasi berühmtberüchtigt und gehört zu den Studieninhalten unseres Studiums, die nicht im Modulkatalog aufgeführt werden. Jedes Jahr fahren bis zu 6 Studierende des 3. Semesters des Studienganges Augenoptik / Optische Gerätetechnik zu der Opti.

Die Welt da draußen vergessen

Dass die Opti Kult ist, begreift man dabei bereits am ersten Tag. Es ist fast wie eine ganz eigene Religion, deren Grenzen maßlos sind. Die Gesetze der Zeit werden hier völlig ausgehebelt und eigentlich weiß man nie so wirklich, wie spät es ist. Es spielt auch kaum eine Rolle, denn Fachvorträge, Trends und Innovation gibt es hier rund um die Uhr. Die Opti ist eben eine ganz eigene Welt für sich. Die Messe, die sich über 6 Hallen des Messegeländes München erstreckt, folgt eigenen Regeln. Dabei stellen sich über 600 Aussteller aus aller Welt vor und locken mehrere zehntausende Besucher aus fast 100 Ländern an. Hier steht High Fashion neben High Tech. Nicht nur Modeliebhaber/-innen kommen bei drei ganzen Hallen mit den neusten Fassungen und Trends voll auf ihre Kosten, sondern eben auch jene, deren Herz für optische Systeme und Geräte schlägt. Es ist eine einzigartige Kombination aus Mode, Medizin und Technik, die sich unter einem Dach bei der Opti 2020 offenbart. Mittendrin sind unsere zwei Stände, die wir im Laufe der Messe zu betreuen haben. Auf der Opti können sich auch alle Hochschulen und Universitäten für Augenoptik und Optische Gerätetechnik der Branche vorstellen. Dass wir dabei an gleich zwei Ständen vertreten sind, bildet eine Ausnahme und liegt nur daran, dass auf der Messe ein Gemeinschaftsstand für Berlin Brandenburg besteht. An diesem Stand sind wir als Mitglied des OABB neben regionalen Firmen und der Augenoptiker- und Optometristen-Innung des Landes Brandenburg nämlich mit vertreten.

Die Vielfalt der Werbeartikel ist fast grenzenlos

Für uns beginnt die Messe frühmorgens erst einmal damit, unsere Stände für die Besucher herzurichten. Am Hauptstand werden die Werbeartikel und Flyer in die Schränke geräumt, während ein Glücksrad aufgestellt wird. Die Besucher sind eben leichter anzulocken, wenn man etwas zu bieten hat. Nach diesem Prinzip verfahren so einige Stände, weshalb nicht unweit von uns eine Firma gratis Waffeln anbietet. Früher oder später bekommt jeder mal Hunger, die Besucher sind damit also garantiert. Und bei wem die Liebe zu einem Produkt nicht durch den Magen geht, der lässt sich vielleicht mit einem Brillenputztuch oder einem kostenlosen Eiskratzer umwerben. Es ist eben wie damals, als man als Schüler/-in auf diverse Berufsmessen von der Schule geschickt wurde und der Tag nur dann erfolgreich war, wenn man die meisten Werbe-Kugelschreiber abbekommen hatte. Wenn es etwas gratis gibt, sind wir mal ehrlich, kann kaum einer widerstehen. Für mittellose Studierende ist die Opti damit wie ein Paradies, denn wo bekommt man sonst den ganzen Tag Essen, Getränke und eine studentische Vollausstattung in Form von Stiften, Blöcken und Beuteln für lau. Dass manche Werbegeschenke dabei über das Ziel hinausschießen, lässt sich bei den zig Pool-Nudeln erahnen, die immer wieder aus den Taschen ragen. Letzen Endes sind eben alle Mittel und Wege recht, um sich gegen die Konkurrenz durchzusetzen, solange man auffällt und in Erinnerung bleibt.

"Ich wusste gar nicht, dass man das auch in Brandenburg studieren kann?"

Das mit dem in Erinnerung bleiben war am kleinen Campus-Stand der THB dann doch nicht ganz so leicht. Auf viel weniger Standfläche wirken die Flyer, Kugelschreiber, Brillenputztücher und Notizzettel etwas trostlos im Gegensatz zum Rest der Opti. Wir können eben nicht mit Gratis-Schampus aufwarten oder ein paar leckeren Waffeln. Wir bestechen höchstens mit ein paar Schoko-Bons und den gratis THB-Beuteln. Dass diese Methode ebenfalls Erfolg verspricht, ist spätestens nach dem ersten Tag klar, an dem wir uns die Hälfte der Bonbons bereits mit unseren Standnachbarn (meistens Studierende der anderen Hochschulen) geteilt haben. Im Bereich Opti Campus geht alles etwas entspannter zu. Man quatscht untereinander und ab und zu kommen Besucher vorbei, die sich über uns informieren möchten. Es herrscht eine friedliche und freundschaftliche Stimmung. Es werden Werbegeschenke mit den Nachbarständen ausgetauscht und man besorgt sich gegenseitig Waffeln. Im Ausgleich macht man seine Standbesucher auch mal auf den Nachbarstand aufmerksam. Der Zweck ist es eben nicht allein, möglichst viele neue Studierende anzuwerben, sondern auch potenziellen Arbeitgebern und Menschen aus der Branche Präsenz zu zeigen. Dass vor allem unser kleiner Studiengang das noch ziemlich nötig hat, bekommt jede/-r von uns zu spüren. Viele wissen eben noch nicht über uns Bescheid und sind immer wieder auf‘s Neue überrascht. Der Satz: „Oh, ich wusste gar nicht, dass man das auch in Brandenburg studieren kann“ fällt mindestens genau so oft wie: „Wo genau studieren Sie denn in Brandenburg?“.

Optik ist so viel mehr...


Neben der Standbetreuung durften wir auch selbst mal einen Blick über die Messe werfen. Das Angebot ist regelrecht erschlagend. Wir alle schauen das erste Mal über den Tellerrand und manchem wird erst jetzt klar, wie viel zur Augenoptik dazu gehört. Es sind eben nicht nur die Brillengestelle, Gläser und Kontaktlinsen, sondern auch Fotoapparate, VR-Brillen und Medizinische Geräte. Dass die Medizin auch einen beachtlichen Anteil hat, realisieren eine Kommilitonin und ich, als wir uns eine neue Software zum Lernen der Anatomie des Auges anschauen. Es ist nichts, dass man nicht schon in der Vorlesung gesehen hätte. Die Bestandteile und Lehrinhalte in der Anatomie bleiben die gleichen. Was uns tatsächlich so fasziniert hat ist, dass man in dieser Software darum bemüht ist, interaktiv anhand von 3D-Modellen die Lernenden miteinzubeziehen. Nach einem ganzen Semester trockenem Auswendiglernen der Anatomie, ist es beinahe erschreckend, wie viel Spaß man plötzlich dabei empfindet, das Auge und seine Bestandteile ganz neu zu entdecken. Es löst eine neue und aufregende Art der Faszination aus, in der man das erste Mal doch erwägt, ob man nicht in die medizinische Richtung gehen will. Was ich mir leider selbst nicht angesehen habe, aber versichern kann, dass es auf eine ebenso große Welle der Faszination gestoßen ist, war eine Brillenfassung aus Holz. Im ersten Moment klingt das nicht besonders bahnbrechend, vor allem da dieser Trend immer mehr Anklang findet, doch Holz ist eben nicht gleich Holz. Der Hersteller hat es geschafft, dieses Material so neu zu erfinden, dass die Holzbrille unter Bearbeitung so biegsam wie Draht wird. Dieser Fakt lässt jedes Optikerherz höherschlagen, der schon mal verzweifelt einem Kunden eine Brille angepasst hat. Manchmal sitzen die Gestelle eben einfach unangenehm und die Möglichkeiten, dies zu beheben, sind begrenzt. Nichts ist ärgerlicher als eine schlechtsitzende Brille, vor allem dann nicht, wenn eben jene Brille zurückgegeben wird. Dass eine Holzbrille in Zukunft besser anpassbar ist, macht den Trend auch für den Optiker lukrativer.


Ich könnte wahrscheinlich noch ewig über die Messe und seine Innovationen sowie über große Marken wie Zeiss und Rodenstock berichten, doch letztlich muss jede/-r für sich selbst entscheiden, was einen begeistert. Bei so vielen Ständen ist es schwierig, sich auf wenige Aussteller zu begrenzen. Über die Opti lässt sich am Ende eben nur eines noch wirklich sagen: Es ist, als würde eine große Familie, bestehend aus Augenoptiker/-innen und Anderen aus der Branche, sich einmal im Jahr treffen und 3 Tage lang die Welt aus den Fugen heben. Es ist etwas zwischen Genie und Wahnsinn, wo jede/-r den anderen mit Ideen und Trends übertrifft. Hier werden die Blickwinkel auf die Dinge verändert, fernab von jeglichen Ländergrenzen. Man wächst über sich selbst hinaus und versucht, das Unmögliche möglich zu machen. Dass das nicht nur Spaß ist, sondern auch harte Arbeit, weiß hier jeder.


Auch wir bemerken spätestens am Sonntag, dass 3 Tage Opti nicht nur Vergnügen sind, als wir uns erschöpft nach der Messe auf die Sitzgelegenheiten der U-Bahn-Station fallen lassen. Der Zug ist gerade vor unserer Nase weggefahren und bei dem ein oder anderen ist das erste Mal seit Donnerstag Zeit, durchzuatmen. Die Messe sitzt uns allen in den Knochen und die Müdigkeit gewinnt langsam die Oberhand. Es ist wie ein langes Festival-Wochenende, das sich dem Ende neigt. Irgendwie kann noch keiner wirklich fassen, dass es jetzt schon vorbei ist. Ein wenig Wehmut liegt in der Luft, die kontinuierlich von der Freude auf Zuhause überdeckt wird. Vielleicht haben wir noch nicht alle Eindrücke verarbeitet, doch eines steht bereits fest: Wir kommen wieder! Denn die Opti 2020 lässt sich am besten so beschreiben: Hier kann eben alles, aber nichts muss. 

Anna-Lena Matzen und Luise Arndt (Fachbereich Technik - Augenoptik/Optische Gerätetechnik)

Print this pageDownload this page as PDF